Die Motorradfreunde
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Die Hessentour

Hans: Die Hessentour

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Wenn man bedenkt, dass die Hessentour, respektive der Besuch in Borken, als Ersatz für das leider ausgefallene Training in Geesthacht eher kurzfristig zustande gekommen ist, und demnach jede Menge Planung von Seiten der Gastgeber umgesetzt werden musste, kann man infolge des Erfolges einfach nur von einem kleinen Wunder berichten.

Doch alles schön der Reihe nach.
Rückwirkend betrachtet laufe ich in Erwartung der auf uns zukommenden Tage in Borken wie ein angestochenes Eichhörnchen durch die Gegend, und stelle so nebenbei fest das ich kaum mehr einen anderen Gedanken pflegen kann. Die Tatsache das wir erstmals mit einer großen Gruppe verreisen, und ich zudem mein neues Motorrad endlich einmal richtig bewegen kann, lässt, ob man will oder nicht alles im gleichen Kreis umherwandern. Wie immer wenn ich mit dem Motorrad verreise erwische ich mich dabei permanent vor dem PC zu sitzen, um der Wetterprognose für die nächsten Tage zu folgen. Aber der Wettergott sollte uns mit erfreulich schönem Reisewetter verwöhnen. Geplant ist die gemeinsame Anreise mit Detlef im Bergischen gegen 14:00. Das ich bereits um 13:00 bei ihm eintreffe, und einen pizzamampfenden noch unterhosenbekleideten Hering antreffe, dürfte mehr als unschwer klar machen das ich mich nicht imstande gesehen habe, dem angestochenen Eichhörnchen etwas entgegen setzen zu können, und im Grunde die Flucht nach vorne angetreten habe.
 
 
Im Vorfeld geplant die Anreise nach Borken über Landstraßen zu realisieren, sitzen wir endlich auf unseren Motorrädern und folgen Detlefs Navigation über teilweise extrem schmale Landstraßen, welche uns vom Bergischen über das Sauerland in knapp vier Stunden relaxt ohne erkennbare Probleme in Borken ankommen lassen. Das ich die genüssliche Anreise nutzen konnte mich auf der neuen Fazer * einfahren * zu können, habe ich nebenbei bemerkt Detlef zu verdanken, denn die Tatsache von einem Navigationsgerät und einem sehr gutem Fahrer geleitet zu werden, lässt mir genügend Freiraum mich auf der nunmehr frei zu fahrenden kleinen Fazer austoben zu können, ohne auch nur annähernd einem Grenzbereich nahe zu kommen. Kurz und knapp, die Fazer dürfte auch diejenigen überzeugen, die sich nicht in der Lage sehen sich einer 600 er annähern zu wollen. Genügend Druck und ein perfektes Fahrwerk überzeugen!

Kaum stehen unsere Motorräder vor dem Vereinsheim in Borken, werden wir von allen bereits Anwesenden derart auf das freundlichste begrüßt, das ich nicht umhin komme rüber zu bringen das ich berührt worden bin, und sich spontaner Wohlfühleffekt einstellte. Das die in Borken verbrachten Tage für alle Beteiligten ein mehr als harmonisches Gesamtwerk darstellte darf man als ein Geschenk sehen!
 
 
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Nach der Begrüßung verschlug es mir beim Anblick des fantastisch gebauten Vereinsheim zunächst die Sprache. Selbst nicht unbedarft wenn es um bauliche Veränderungen geht, stelle ich sofort fest mit wie viel Liebe zum Detail gebaut und eingerichtet worden ist. Verwundert über die sauberen Arbeiten betrete ich die eingebaute Küche und stelle fest, das sich manch einer wünscht diese in der eigenen Wohnung stehen zu haben. Es fehlt einfach an nichts. Das dahinter der Wintergarten mit Isolierverglasung und herausnehmbaren Seitenwänden folgt ist eine logisch bauliche Konsequenz, die aber eher einem Lottogewinn gleicht. Der Wahnsinn wird noch dadurch gesteigert das man in einem Nebenraum 10 Feldbetten bereit stehen hat, wo die Gäste sich jederzeit niederlegen können. Das jeder von uns seine individuellen Wünsche hegt dürfte klar sein, aber dem nun allgemein fest zu stellenden Wunsch der Gäste sich so was auch einmal zu gönnen, zieht sich wie ein roter Faden durch die sehr spontane Gesprächsrunde.

Doch was nun folgt ist einfach mit Worten nicht zu beschreiben. Es fehlt aber auch an gar nichts. Seit einiger Zeit Durst verspürend werden die Kühlschränke geöffnet. In einer der bis Oberkante gefüllten * weißen Schatztruhen * findet der Gast das bereit gestellte inzwischen eisgekühlte Getränk mit dem sinnigen Namen Dampfbier, welches sich dadurch auszeichnet mit wenig Kohlensäure angereichert, in die Lage versetzt zu werden selbiges ohne Pause zu leeren! Das wir es einen Tag später schaffen sollten die * Schatztruhe * zu plündern erwähne ich eher am Rande, zeigt aber auf das wir am Lagerfeuer romantisch sitzend * gedampft * haben ohne Ende, ohne es tatsächlich zu merken.

Immer noch beeindruckt von diesem außergewöhnlichen Angebot sehe ich kurze Zeit später einige Leute durch das Vereinsheim fliegen, die wie die Heinzelmännchen organisiert das Abendessen in Form von Erbsensuppe zubereiten, um uns kurze Zeit später zu Tisch zu bitten. Himmel, wo bin ich ? Wie nur haben unsere freundlichen Gastgeber das alles organisiert ? Und wie bitte ist es möglich soviel hilfsbereite Hände auf den Punkt genau zu steuern? Kann es möglich sein das die ehemals in Köln ansässigen Heinzelmännchen, welche durch die neugierige Frau des Schneiders erschreckt die Flucht ergriffen, heute in Borken vor zu finden sind? Einfach unglaublich!
 
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Frisch geduscht und wieder topfit werden wir pünktlich um 9:00 abgeholt um am gemeinsamen Frühstück teil zu nehmen, anschließend soll eine der von Detlef geplanten Touren gestärkt unter die Räder genommen werden. Wenn ich nun das aufgetischte Frühstück beschreiben würde, könnte sich der Eindruck nur noch verstärken ich könne vor Begeisterung in die Welt der Andersen Märchen abdriften, also belasse ich es dabei den leckeren Kaffee, die frischen Brötchen, Käse, Wurst, und Marmelade in Mengen vorgefunden zu haben, die einem Buffet mehr als nahe kommen. Bezüglich kommen: Jürgen ist inzwischen ebenfalls eingetroffen und berichtet gegen 5:00 losgefahren zu sein. Der frisch gebrühte Kaffee scheint auch bei ihm ein kleines Wunder zu vollbringen, denn aus dem ehemals weißgekälkten durchgefrorenen Gesicht schaut inzwischen wieder so was wie rosa Farbe hervor. Ich stelle übrigens inzwischen fest das Männer ebenso eifrig in der Lage sind zu schnattern wie dies im allgemeinen den Frauen zugesprochen wird ... Jürgen war übrigens bedingt durch einen kurzfristigen Ausfall der Sevenfifty gezwungen sich der CB 450 an zu nehmen, und berichtet immer noch einiger Maßen zusammengefaltet von einem Klackern im Bereich der Vordergabel welches sich aber nach anschließender Besichtigung und der dadurch entstehenden technischen Diskusion als ausgeschlagene Bremsbelagführung darstellte. Ob dies zugetroffen hat würde mich interessieren!

Heute ist volles Programm angesagt.

Besuch des Kawasaki Händlers Laudy in dem auch Detlefs Tochter Jenny lernt, der Besuch von Kodlin Choppers direkt gegenüber, und anschließend eine gemeinsame Ausfahrt über allerkleinste Strassen Hessens, die für einige aushebelnde geile Überraschungen gut sind ... doch davon später mehr ...

Also ab in den Ledersack um zunächst eine kleine aber feine Runde in die nahe Umgebung von Borken, so zu sagen als kleiner Vorgeschmack auf nachfolgende Touren zu verstehen, sind wir anschließend bei Kawasaki Laudy verabredet, wo wir Walter treffen, der gestern noch in Geesthacht am Kabel gezogen hat, dort ein überraschendes Moment hatte und heute ziemlich durchgeschüttelt sowie leicht verspannt, den Weg von Hamburg nach Borken hinter sich brachte.

Absoluten Respekt für Walter der sich nicht von seinem Weg hat abbringen lassen! Bei Kawasaki Laudy geht heute die Luzy ab. Da die Kunden welche Probe fahren möchten, da noch ein Werkstatttermin, Testfahrt mit einer Z 1000, Jenny verteilt Reifen auf dem Parkplatz welche aufgezogen werden, Carmen Laudy im Verkaufsgespräch, nutzen wir zunächst die Zeit uns mit einigen Kawasaki Modellen auseinander zu setzen. Ich entdecke derweil im Bereich Zubehör ein Tankpat welches auch auf meine Yamaha passt, und werde dabei von Carmen Laudy beobachtet. Wir plaudern noch einwenig und setzen uns in Bewegung in Richtung Kodlin Choppers, wo uns eine sehr schön gemachte Ausstellung und einige ebensolche Motorräder erwartet, die zum Preis von etwa 30 000 bis 60 000 Euro käuflich zu erwerben sind.
 

Fred Kodlin Choppers

 
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Die Anfänge der Firmengeschichte finden sich etwa in Jahr 1982 und zeigen eine kontinuierliche Steigerung seiner fachlichen Qualitäten, die ihren Höhepunkt im eigenen individuellen Rahmen und selbst gefertigten Teilen für den in Borken ansässigen edel anmutenden Customshop findet. Sein persönliches Meisterstück ist ein Chopper , gebaut 2004, mit dem Namen *Shine* der auf nabenlosen Rädern läuft, und Kodlin kurze Zeit später zum * Bikebuilder of the Year * machte. Seine kreativen Ideen sammelt er vorzugsweise immer dort, wo andere gelegentlich drüber hinwegsehen würden. Inspiriert von Hot Rods, alten Motorrädern, aber auch von Architektur, fügt er alles in ein Bild.

Nach dem Besuch der in Borken ansässigen Firmen, klären wir noch ab wer Benzin bunkern muss, essen zuvor noch gereichte Suppe, machen uns in Erwartung des kühlen Fahrtwindes frohgemut auf den Weg, um nach einiger Zeit feststellen zu müssen das Josh abhanden gekommen ist. Wir können aber Dank unserer umsichtigen Fahrweise ausschließen das kein technischer Defekt oder sonstiges eingetroffen sein kann. Einzig unsere bis dahin vorhandene Schlafmützigkeit wird uns einem Spiegel gleich vorgehalten. Können soviel Leute auf Kommando echt so massiv pennen? Dergleichen sollte zukünftig nicht mehr passieren! Josh erreichen wir schließlich am Handy, und hören das wir ihn an der Tankstelle, fraglich hinter einem Pkw stehend nicht mehr ausgemacht haben, und er nur noch registrieren konnte das seine Kollegen massiv pennen.

Während wir darüber nachdenken zu später Stunde den Kopf gewaschen zu bekommen, fliegt Chris nach Borken um dem zwischenzeitlich mehr als ausgeruhtem Josh diese Ruhe nicht mehr gönnen zu wollen. Einige Zeit später treffen wir die beiden unterwegs wieder, ..was für ein klasse Timing.. müssen uns aber keineswegs den Kopf waschen lassen, sondern erfahren anstelle dessen das die Beiden im gepflegten Tiefflug genüsslich Benzin abgefeuert haben.

... alles wird gut ... !
 
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Die nun folgenden Stunden * On The Road * lassen sich dank der umsichtigen herausragenden Führung von Detlef, über Felder, durch Täler und Wälder nur als Genuss pur besonders dann beschreiben, wenn man wie ich zusätzlich auch noch genötigt wird einem mächtigen Lachanfall unter dem Helm nach zu geben, und hierbei vor Tränen nicht mehr in der Lage ist, der Straße folgen zu können. Ich muss dann auch tatsächlich * abreißen * lassen, und mich mit aller Kraft gegen das zwingend aufkommende Gefühl anstemmen, nicht die Beherrschung zu verlieren. Letzteres hätte dazu geführt das Motorrad ab zu stellen, um dem zusätzlich spontan aufkommendem sehr heftigen Wasserdruck nach zu geben.
 

Was war geschehen?

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Alles fängt bereits damit an das unser Walter sich vor Jürgen fahrend mehrfach einem Turn in Geesthacht gegenübergestellt sieht, und vor Anziehen der CBR 900 RR Schnur einwenig mit dem ihm eigenen Hinterteil wackelt. Da ich erstmals mit Walter zusammen fahre, erkenne ich * als alter ehemaliger Vollblutracer * das dieser vor mir fahrende Wackeldackel infolge dessen sehr gut einschätzbar ist, und ziehe ebenfalls wie auf Kommando an der Schnur. Das sich infolge dessen mehrfach mein massiver Wildwesthumor anmeldet dürfte verständlich und auch sehr nachvollziehbar sein, denn welcher Hetero orientiert sich schon gerne an einem ausgeprägtem lederüberzogenem männlichen Hinterteil.

Aber, vor mir fährt der lange Jürgen der heute seiner CB 450 alles abverlangen muss, um an den kräftigen Motorrädern vor ihm dranbleiben zu können. Eher darauf bedacht sehr weit in die vor mir liegende Kurven rein zu schauen, kommt es vor das ich öfter an Jürgen vorbeisehen muss, um diese richtig ein zu schätzen.

Es folgt innerhalb eines Waldstücks eine Gerade, als ich zum einen wieder den Wackeldackel registriere, zum anderen aber zeitgleich feststelle das Jürgen es jetzt wirklich richtig wissen will. Er versammelt sich derart mächtig auf seiner kleinen CB das ich zunächst denke einem Angriff der ganz besonderen Art folgen zu dürfen. Der lange Oberkörper wird langgestreckt hinter dem Drehzahlmesser Tacho Kombiinstrument versteckt, wobei im Augenblick einer Sekunde seine langen Schochen neu auf den Fußrasten positioniert werden. Dies allerdings ergibt von hinten betrachtet ein Bild, als würden zusätzliche Stützräder aus gefahren, die nunmehr einer ganz individuellen neu zu erfindenden Funktion dienlich sein werden. Das ich bereits hierbei an Detlef seine schlabbernden Gummiüberzieher denken muss, die er von Bremen bis Hamburg hinter sich und seiner Kawasaki her zog, reicht mir unter dem Helm auf zu kreischen.

Man möge mir bitte verzeihen wenn ich gestehe just in diesem Augenblick bereits eine massiv klappernde Schließmuskel, und eine heftigst zuckende Bauchmuskulatur mein Eigen nennen darf. Erste Tränen melden sich als ich spontan an Joe Bar denke und hierbei in den vor mir fahrenden Leuten einige der äußerst flapsig gezeichneten Joe Bar Typen erkennen muss.

Und genau in diesem Augenblick als ich mich in Gedanken an einem der Joe Bar Typen gedanklich festbeiße, sehe ich Walter wieder dackelwackeln, will hart ans Gas ... und sehe im gleichen Augenblick unseren Jürgen durch eine Senke knallen, die nicht nur ihn auf das massivste erschüttert. Beide, seine CB als auch er selbst werden heftigst durchgeschüttelt. Die CB hebt sich aus den Federn, währenddessen Jürgen sich genötigt sieht seine langen Schochen in die Fußrasten zu stemmen, zeitgleich lupft er sein Hinterteil um tänzelnd das Gewicht zu verlagern, schafft es soeben die Fuhre wieder ab zu fangen, um zu guter letzt einen kräftigen aber mehr als perfekt sitzenden Schlag von der Sitzbank auf ein exponiert sitzendes sehr weiches Körperteil zu erhalten.

Ich hänge inzwischen hemmungslos lachend kraft und saftlos am Lenker der Fazer und schlage, nicht mehr in der Lage zu reagieren ebenfalls ungebremst in die soeben registrierte Senke, das ich meine mir gleich eine neue Felge für Maul und Gabel kaufen zu müssen. Hierbei muss ich zugeben das ich die Senke aber auch als ein Zeichen von ganz oben gesehen habe, denn ohne das Zeichen hätte ich mich garantiert in den nachfolgenden Minuten eingenässt.
 
Beim Schreiben der obigen Zeilen sitze ich hier und verfolge in Gedanken nochmals das Geschehene in aller Ruhe, stelle aber auch jetzt wieder fest das sich ein heftiges Zucken breit macht, welches mich veranlasst Pause machen zu müssen! ... Hüüüüüüüüüüüüüülfe , ich sterbe ...

Zigarettenpause und Brainstorming am nachfolgend angefahrenen schön gelegenen Aussichtspunkt mit Weitsicht über Berge und Täler lassen uns entscheiden zwei etwas unsicher fahrende Kollegen hinter Detlef fahren zu lassen. Dies selbstverständlich ihm Einvernehmen mit allen Beteiligten. Wie zu erwarten zeigt Detlef sehr viel Umsicht und Einfühlungsvermögen und schafft es infolge dessen Beiden die optimale Linienführung auf zu zeigen. Erstaunlich das ich zwei Tage später sehr erfreut feststellen darf das unser freundlich angedachtes Angebot solch sensationelle Wirkung aufzeigt. Ich darf hier rüber bringen das wir keinesfalls vorbestimmt auf die Kollegen zu gegangen sind, sondern der gemeinsame Konsenz das mehr als sehr deutlich positive Endergebnis erst bewirkt haben.
 
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Nach etwa 250 gefahrenen Kilometern erreichen wir das Vereinsheim wo wie nicht anders zu erwarten bereits alles für die massive Fütterung der heimkehrenden Raubritter vorbereitet wurde. Die Anzahl der Gäste kann ich nur schätzen, denke aber das sich deren 40 zum nachfolgend wunderschönen gemeinsamen Abend am Lagerfeuer eingefunden haben. Das wir im Laufe des Abends Harrys Gitarre vergewaltigen versteht sich von selbst. Doch im Gegensatz zu mir verfügt Harry noch über eine sehr ausgeprägte Stimme, die es ihm ermöglicht sich gesanglich auch dann durch zu setzen, wenn allerorten wie wild durcheinander gebubbelt wird.

Bedampft von Dampfbier höre ich mich zwischenzeitlich einen Titel der Eagles mitsingen, um anschließend der Mördergitarre bei einem Titel von Metallica ( Nothing Else Matters ) fast den Rest zu geben. Danach mit den netten Laudys ohne Ende gefachsimpelt (die Welt ist sehr klein), schon leicht beschwipst dem ein oder anderen Joke sowie freundlichen Gesprächen folgend, vergeht dieser Abend bis gegen 1:00 wie im Flug. Eines der Zeichen für einen wunderschönen Abend bei und mit netten Leuten dürfte wohl die Tatsache sein das Jürgen darauf verzichtet nachHause zu fahren, und fraglich gerne in Kauf nimmt von seiner Freundin in die Mangel genommen zu werden.
 
 
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Als ich einige Stunden später wach werde ist bei mir von dem wunderschönen Abend nicht mehr viel vorhanden. Ich quäle mich aus der Falle und sehe mich zunächst veranlasst nüchtern Tramal ein zu schmeißen. Bereits zu diesem Zeitpunkt bin ich mir darüber im klaren die heutige Tour nicht mitfahren zu können. Also füge ich mich diesem Umstand und denke das dies die einzig richtige Entscheidung sein konnte. Pünktlich werden wir von Jenny mit einem wundervollen Lächeln zum Frühstück abgeholt. Jennys nettes Lächeln und das leckere Frühstück erwecken meine Lebensgeister und den Wunsch doch an der Tour teil zu nehmen. Die Vernunft allerdings obsiegt über dem Bedürfnis heute bei herrlichem Wetter Motorrad fahren zu wollen. Bemerken möchte ich in diesem Zusammenhang zum einen das vorhandene Verständnis, sowie das besondere Vertrauen welches mir in Form des Schlüssels für das Vereinsheim entgegen gebracht worden ist, dank dessen ich mich in der schönen Lage versetzt sehe mich dem Sonnenschein hingeben zu dürfen, und bewaffnet mit einigen Zeitschriften wieder erholen zu können.

Schade das Marlies nicht über den im Vereinsheim sitzenden bärtigen Mann informiert scheint. Denn ausgerechnet als ich mir einen Kaffee zubereiten möchte, wird von ihr die Tür aufgeschlossen, um sich im gleichen Augenblick dermaßen zu erschrecken, das ich fast davon ausgehen muss, Marlies würden jeden Moment aus den Schuhen kippen. Wie nahe ich mit dieser Vermutung gelegen bin, wird am Abend von Detlef bestätigt, als er berichtet das seine Marlies tatsächlich dazu neigt gelegentlich und im besonderen auch über sich selbst zu erschrecken!

Aber natürlich genehmige ich mir nach dieser Schrecksekunde noch einen Kaffee, greife zwischenzeitlich zum Kühlschrank um mir den Kaffee mit Milch auf zu füllen, und entdecke etwas was mich auch heute noch ganz gewaltig beeindruckt. Mit Frank der sich wie alle besonders um uns bemühte, und auch nicht davor zurückschreckte uns mit einer übermächtigen Portion gebackenem leckerem Rührei zum Frühstück zu bedienen, welche einige ein wenig steif auf dem Motorrad sitzen ließ, teile ich den Beruf des Bäckers und Konditors. Mit ihm hatte ich mich in der letzten Nacht über den immer noch gelegentlich feststellenden Heißhunger auf Torten und frischem Brot unterhalten, und hierbei eher unbedarft meinen Heißhunger auf ein großes Stück Sahnetorte geäußert. Wer genau was wann registriert hat lässt sich heute nicht mehr berichten. Aber die Tatsache das man zum Frühstück eine köstliche Schokoladensahnetorte kredenzte ist der absolute Hammer, und wenn ich ehrlich sein darf die Krönung!
 
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Zwischenzeitlich nutze ich übrigens die gegebene Zeit mich einwenig mit meinem Motorrad auseinander zu setzen. Das ich bei dieser sich anbietenden Gelegenheit einige während der Tour eingefangene und spontan nicht mehr erkennbare Kleintiere von der Kanzel und Gabel entferne, ist eher meiner Neigung in Richtung Q Tipps zu verdanken, mit denen ich in der Lage bin allerkleinste Schmutzreste beseitigen zu können. Ja, ich gebe gleichzeitig zu das ich immer einen Lappen in der Verkleidung stecken habe, der feucht gehalten eine schnelle Reinigung des Visiers möglich macht. Denn im Gegensatz zu einem im bergischen Land beheimateten Kreuzritter namens Detlef, welcher scheinbar die übersinnliche Fähigkeit besitzt durch ein zugeschmoddertes Visier immer noch den Scheitelpunkt einer Kurve erkennen zu können, fühle ich mich nicht unwesentlich beeinträchtigt. Nochmals auf die kleine Reinigung der Fazer zurück kommend, habe ich beim reinigen der Gabel feststellen müssen das man sich bei Yamaha scheinbar außer Stande sieht der Übergabeinspektion zu folgen. Mit einem sehr massiven dicken Hals nehme ich zur Kenntnis, das die einzig vorhandene Klemmschraube für die Achse, locker im allerletzten Gewindegang hängt. Aber klar doch ist der dafür benötigte Schlüssel nicht im Lieferumfang des Werkzeuges enthalten. Dank Werner ( Schraube ) und seiner ausgesprochen gut sortierten Werkstatt, konnten wir die Achse nebst Klemmschraube mit einem entsprechenden Drehmomentschlüssel anziehen! Klasse !

Am späten Nachmittag höre ich in einiger Entfernung einige Motoren um Minuten später die komplette Gruppe heranbrausen zu sehen. Eindeutig ist zu erkennen das sich unter einigen Helmen infolge der sehr schönen Tour, freches Grinsen breitgemacht hat. Einzig und sofort erkennbar pflegt einer der Kollegen recht massiv sein sehr malträtiertes Hinterteil. Dies dürfte aber weniger am individuellen Hinterteil von Willi liegen, als vielmehr daran, das er eine zum Streetfighter umgebaute CBR 1000 SC 24 bewegt, die mit einigen Millimetern Softgummi auf dem hohen GFK Höcker belegt, zusätzlich mit falsch eingestellter Federung unterwegs, allgegenwärtig darüber informiert wird das die ersten Motorräder mit einem ungefederten Rahmen auf Straßen 5. Ordnung gefahren sind.
 
Der Spruch * wer schön sein will, muss leiden * treibt mir die Tränen in die Augen. Zeitgleich an ein Dampfbier denkend wird von allen der Gedanke scheinbar gerochen, und schon beginnt der Abend an welchem sich zu sehr später Stunde erstmalig feststellen lässt, das die Schatztruhe von den beteiligten Räubern bis auf die letzte Flasche gebranntschatzt sein sollte. Wir alle werden an diesem Abend wieder von den mehr als sehr geschätzten Gastgeberqualitäten überzeugt und genießen einige sehr schöne Stunden, wie sie vergleichbar im Urlaub bei untergehender romantischer Abendsonne genossen werden könnten. Einfach schön! Sehr schade das Walter, Jürgen und Harry diesem Abend nicht mehr beiwohnen können. Die drei Gesellen haben sich im Laufe des Tages aus beruflichen Gründen verabschieden müssen.
 
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Der nächste Tag gibt uns letztmalig die Möglichkeit einer gemeinsamen Tour, und auf diese freue ich mich bereits seit dem gestrigen Abend. Das schöne Wetter welches uns seit Tagen begleitet zeigt sich auch heute von seiner besten Seite, lässt aber am teilweise starken Seitenwind, und tiefen Temperaturen in der Nacht erkennen, das in den nächsten Tagen mit einem Umschwung zu rechnen ist. Was dieses Thema betrifft kann ich mit einer durchweg konstanten Wetterfühligkeit dienlich sein, die besser vorhersagt als die Tagesschau. Allerdings macht die sehr schöne Natur mit ihren gut duftenden gerade in voller Blüte stehenden Rapsfeldern, die aus der Ferne einem gelben Teppich in kräftig grüner Landschaft sehr nahe kommen, die eiskalten Flossen schnell vergessen. Dieses Bild begleitet uns am letzten Tag dieser Hessenreise bis zum Nachmittag, um anschließend dem heißen Bedürfnis nach einer leckeren Currywurst und Pommes rot weiß nach zu geben. Und wieder macht Raubritter Detlef seinem Namen alle Ehre und vernichtet wie einige bedeutend größere Ritter dieser Runde deren zwei, ohne auch nur annähernd den Eindruck zu erwecken von den Würsten die jede für sich der doppelten Größe einer normalen entspricht, beeindruckt oder erschlagen zu werden. Ich werde irgendwann genötigt sein müssen den Buschdoktor im bergischen Land zu hinterfragen, wie so ein Hering es ohne Zunahme von Gewicht es schaffen kann solche Mengen weg zu stecken. Wo ich bereits nach einer Portion in der Lage bin mich spontan einem Mittagsschläfchen widmen zu können, dreht der Typ richtig auf.

Die Entscheidung doch noch eine Runde durch die Gegend zu fahren der ich infolge der ungünstigen Umstände nicht folgen konnte, macht das Gewicht der fettigen Mahlzeit schnell vergessen. An einem sehr schön gelegenen Aussichtspunkt, den ich garantiert auch nutzen würde um den Gedanken gelegentlich freien Lauf lassen zu können, machen wir eine Pause, die Raubritter Detlef nutzt unsere Pferdchen an zu testen. Das er selbst vor dem Willische Fighter nicht halt macht zeigt schon auf welch garstiger Geist in heute verfolgt. Wie unschwer zu erkennen wird dieser Geist schlussendlich nur durch die Tatsache gezügelt, dem Uwe seine Tiger einmal sehr heftig durch die Täler gescheut zu haben. Doch, dem Sound der Tiger kann ich als ehemaliger Sprintfahrer sehr gut folgen.
 
Nach diesem Aufenthalt in schöner Natur schleichen sich bei mir erste Gedanken an die morgige Abreise ein. Doch die Gedanken sind ebenso schnell wieder weg, wie sie gekommen sind, denn ich muss mich noch reichlich Kilometer auf teilweise sehr engen Straßen und gegen tief stehender Sonne fahrend, mehr als voll konzentrieren. Geschafft aber durchweg zufrieden genießen wir den letzten gemeinsamen Abend in sehr schöner ausgeglichener Runde, bedampfen uns abschließend noch einwenig, und schleichen uns dieses mal nicht zu spät in die Betten.
 
 
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Das der Tag unserer Abreise ebenso so freundlich am reichhaltigen Frühstückstisch enden sollte dürfte klar sein. Doch heute ist allen an zu merken, das sich in den Windungen unserer Gehirne ein wenig Traurigkeit und Sentimentalität einschleicht. Und so ist der Abschied für einige von uns ( mich eingeschlossen ) auch mit einem Kloß im Hals zu verstehen, und ich meine bei einigen sogar so etwas wie sehr glänzende Augen gesehen zu haben. Die Tatsache das ich hier sitze, mir wieder einmal einen Wolf an diesem Bericht geschrieben habe, aber in Gedanken jeden einzelnen Augenblick real wieder nachvollziehen kann, lässt sicher jeden von uns erkennen welch schönes Erlebnis diese Zeit in Borken war.

Ich möchte mich bei allen Beteiligten sehr herzlich für die schöne Zeit bedanken, und hoffe gleichzeitig alle im August beim Kesselgulasch bei Uwe in Dessau wieder zu sehen. Ich freue mich schon darauf!
 
 

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